Ausgedacht von Dirk Ibbeken (eine von Thorsten Schmidt)

Glosse vom Januar 2024

Ist Opa noch fahrtauglich?
Man sagt uns Männern ja nach, wir seien besonders im Alter dickköpfig und resistent gegen Kritik aller Art. Wir behaupten, noch gut zu hören, den Gehstock nicht zu gebrauchen, und Rollatoren als Hilfsmittel seien für uns Teufelszeug. Besonders, wenn es um die Frage geht, ob wir denn noch in der Lage seien, am Straßenverkehr aktiv und aufmerksam teilzunehmen, geht bei so manchem von uns die rote Lampe an. Schließlich haben wir in unserem Leben über 60 Jahre und länger bewiesen, tadellos und häufig ohne einen Kratzer wieder nach Hause zu finden. Jedenfalls in den meisten Fällen. Auch stammen wir aus einer Zeit, ohne synchronisierte Getriebe, bei denen es galt, die Gänge möglichst geräuschlos mittels Zwischengas zu schalten und erinnern uns an den hämischen Spruch: „Schönen Gruß vom Getriebe, der Gang ist drin“. Wer sich noch an den VW-Brezelkäfer mit getrennter Heckscheibe und 24,5 PS erinnert, wird wissen, was gemeint ist. Nun lassen sich leider mit zunehmendem Alter geringfügige Fahrfehler vor Familienangehörigen nicht vertuschen, besonders dann nicht, wenn die Enkelkinder ihren Eltern berichten, Opa habe heute Morgen auf dem Transport zur Schule wieder den Kantstein oder die Mülltonne mitgenommen, und außerdem habe er den „Schulterblick“ beim Abbiegen immer vergessen. Hier gilt es, den zunehmenden Nörglern durch einen ADAC-Fahrtest für Senioren den Wind aus den Segeln zu nehmen, um sämtliche Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen. Der Test besteht aus einer einstündigen Fahrt im eigenen Fahrzeug, bei der sich der Fahrlehrer etwaige Fahrfehler notiert. Liegen diese noch im tolerierbaren Bereich, erhält man eine Urkunde, die einem die geistige und körperliche Fitness hinter dem Lenkrad attestiert. Hartnäckige Optimisten könnten sich dieses Beweispapier zum 90. Geburtstag schenken. Im Handschuhfach verwahrt, steigert es das Selbstbewusstsein eines jeden betagten Fahrers ungemein, hält aber nicht auf Dauer. Wenn also dieses Alibi-Papier nicht mehr ausreicht und Mitfahrende am liebsten nur noch angeschnallt mit Helm hinten sitzen wollen, wäre zu überlegen, auf weniger aggressive Beförderungsmittel umzuschwenken. Zum Beispiel das Elektromobil, ein offenes batteriebetriebenes Fahrzeug mit einem Lenker. Zwar ein saurer Apfel für den eingefleischten Automobilisten. Bedenkt man jedoch, dass im Vergleich zu anderen Ländern Europas nur der deutsche Opa seinen „Lappen“, wie der Volksmund sagt, noch mit 100 Lenzen behalten darf, so ist dieser fahrbare Untersatz eine vernünftige Alternative. Modelle bis 6 km Höchstgeschwindigkeit (ohne Gegenwind) sind auf Rezept erhältlich und werden durch die Krankenkasse finanziert. Auch sind Doppelsitzer für den aktiven Opa von morgen im Angebot, der sich noch zutraut, eine neue und engmaschige Partnerschaft einzugehen. Alter schützt vor Torheit nicht.
Dirk Ibbeken



Glosse vom Juli 2023

Opas Königsberger Klopse

Die Entwicklungsstufen eines kochenden Großvaters.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wog jeder meiner beiden Enkelsöhne nicht mehr als 5.000 Gramm bei ca. 50 cm Länge. Heute, nach beinahe 17 Jahren, beträgt ihr Gewicht an die 70 Kilo bei 1.90 Meter Höhe/Länge.

Während sich meine großväterlichen Tätigkeiten in Zeiten der damaligen Babyphase auf die Nahrungszufuhr per Milchflasche bei fachgerechter Haltung der Säuglinge beschränkten (richtige Kopfhaltung war Voraussetzung), sind deren heutige Anforderungen an Zubereitung und Auswahl von Speisen ihrem Appetit entsprechend merklich gestiegen. Zudem ist bemerkenswert, welche Mengen an Nahrung ein Heranwachsender zu vertilgen in der Lage ist, vorausgesetzt, sie entsprechen dem jugendlichen Gaumen samt deren Ansprüchen.

Dabei haben sich die Geschmacksnerven von Jugendlichen der Neuzeit im Vergleich zu denen aus meinen Jugendtagen naturgemäß total verändert. Während sich meine Generation mit Pellkartoffeln und Rübeneintopf zufrieden geben musste, lockt man heutzutage mit derartiger Kost keinen Jugendlichen mehr aus dem Wald. Ferner sind die Zeiten passé, als man selbst ungenießbare Speisen herunterzuwürgen hatte, bis der Teller leer war. Auch bei Spinat gab es keine Ausnahmen. Wenn Sie sich dann noch erinnern, dass man den Essenstisch erst nach Zustimmung der Eltern verlassen durfte, entlockt man der heutigen Jugend nur noch ein gelangweiltes Gähnen.

Will daher ein Großvater der Neuzeit die Zuneigung und Anerkennung seiner Enkel nicht verlieren, muss er sich den Veränderungen bei der Nahrungsaufnahme von Jugendlichen anpassen. Nun könnte man meinen, es gäbe auch andere Gebiete, auf denen sich der Opa die Gunst seiner Enkel erwerben könnte, als allein mit Köstlichkeiten aus der Bratpfanne. Schachspielen wäre eine Alternative, aber leider auf die Dauer nicht der Renner. Bei nachlassender Elastizität des Alters sind auch gemeinsame sportliche Unternehmungen nicht ratsam, will man sich nicht blamieren. Was jedoch selbst bei Zunahme altersgemäßer Arthrose immer noch gelingt, ist das Rühren per Löffel links oder rechts herum oder das fachgerechte Wenden von Pfannkuchen. Wenn man es dann noch schafft, die Lieblingsspeisen der „jungen Herren“ wie Königsberger Klopse, Spare Ribs oder Buletten mengenmäßig und schmackhaft zu produzieren, blickt der Opi von heute mit seiner Kochschürze in strahlende Augen seiner Enkel. Fast so strahlend, wie vor 17 Jahren, als er ihnen die Milchflasche gab. Was kann schöner sein.

Dirk Ibbeken



Glosse vom Januar 2023

Sparen wie vor 70 Jahren. „Kinder, heut’ ist Badetag“

Folgt man den Vorhersagen von Politik und Wirtschaft, werden wir den berüchtigten „Gürtel“ in den kommenden Jahren wohl enger schnallen müssen, und ohne die Jugend mit dieser Glosse erschrecken zu wollen, juckt es mir doch als Langzeitsenior in den Fingern, mich an das Sparen wie vor 70 Jahren zu erinnern.
Dabei ist beruhigend zu wissen, dass ein Überleben mit enger geschnalltem Gürtel durchaus möglich ist und der Verzicht auf Bequemlichkeit und Luxus den Alltag sogar erheitern und bereichern kann.
Als Beispiel sei an das damalige wöchentliche Großereignis für die ganze Familie erinnert, wenn die Mutter am Sonnabend verkündete: „Kinder, heute ist Badetag.“
Das ausnahmsweise warme Wasser wurde mittels eines mit Kohlebriketts betriebenen Wasserboilers erwärmt, mit sehr beschränktem Wasservorrat, der nur einen niedrigen Wasser stand in der Wanne erlaubte. Da die Eltern damals in der Rangfolge der Familie an erster Stelle standen, waren sie es, die als Erste das Nass betreten durften. Ob getrennt oder sich gegenüber sitzend war je nach Harmoniebedürfnis der Beteiligten unterschiedlich. Auch wurde bei dieser Wahl der Doppelbesetzung oftmals vorher ausgelost, wer auf dem Ablassstöpsel zu sitzen hatte, der sich links oder rechts des Wannenbodens befand. Das von den Eltern hinterlassene lauwarme Wasser wurde dann für die nachfolgenden Kinder nicht etwa abgelassen, sondern lediglich durch meist kaltes zulaufendes Wasser aufgefrischt. Die Verweildauer Jugendlicher in der Wanne war daher unter diesen Umständen sehr kurz. Zur Reinigung diente übrigens Kernseife und Bürste, die auch heute noch bei starker Verschmutzung Verwendung finden. Wenn sich auch die hier beschriebene Art der damaligen wöchentlichen Reinigung einer
Familie in so krasser Form nicht wiederholen möge, so hat sie doch in der heutigen Zeit durchaus ihren Reiz. Energie- und Wasserersparnis sowie Klimaschutz gepaart mit der Möglichkeit, gegenübersitzend die alltäglichen Meinungsverschiedenheiten planschend in Harmonie zu verwandeln, sind Vorzüge, die womöglich eine teure Konfliktberatung oder gar einen Psychiater überflüssig machen. Zudem hat sich die Frage, wer auf dem Stöpsel zu sitzen hat, bei den heutigen Wannen durch deren mittige Anbringung erledigt.
Wenn man sich dann noch darauf einigen kann, den Spaß an einer Badeente gerecht zu teilen, ist so ein Badetag mit wenig Wasser für Leib und Seele im wahrsten Sinne das „reine“ Vergnügen.
Ach übrigens: Die heutige Praxis, bei Einladungen Blumen mitzubringen, ist passé. Wählen Sie besser ein Brikett in Zeitung eingewickelt.
Dirk Ibbeken


Glosse vom Juli 2022
 
Der Beipackzettel.

Im Laufe eines Lebens hat man es ja mit allen möglichen Zetteln zu tun. Einkaufzettel, Handzettel, Schmierzettel, Spickzettel, Notizzettel und wenn der Kalauer erlaubt ist: verwendet man sie alle gleichzeitig, kann man sich schnell verzetteln.
Wir sollten ihnen dankbar sein, denn sie dienen in erster Linie dem Gehirn, sich an etwas zu erinnern, und je älter man wird, um so unentbehrlicher und hilfreicher wird dieses Stück Papier für uns im Alltag. Sie sind also im Grunde genommen harmlos, mit Ausnahme des Strafzettels an der Windschutzscheibe, der weiterhin genüsslich von einer Politesse vornehmlich in unserer Georg-Sasse-Straße an parkende Kraftfahrzeuge verteilt wird, deren Halter lediglich mangels eines Merkzettels vergessen haben, ihre Parkscheibe klar und sichtbar zu hinterlegen.
Womit ich allerdings überhaupt nicht klar komme, ist der Medikamentenbeipackzettel. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber meine Aversion gegen dieses Papier beginnt bereits beim Öffnen der Packung. Damit wir uns richtig verstehen: ich habe nichts gegen diese Hinweise zu Risiken und Nebenwirkungen, die, wenn man sie nicht beachtet, lebensbedrohende Folgen haben können. Schon bei der Einnahme einer vermeintlich harmlosen Kopfschmerztablette ist ja nicht auszuschließen, dass einem Durchfall, Nieren- und Leberschäden sowie Schockreaktionen bevorstehen. Dabei erscheint es mir wie ein Wunder, dass sich diese Nebenwirkungen in der Praxis kaum ereignen und die Menschheit trotzdem immer älter wird. Auch ist mir unbegreiflich, wie bei Einnahme gegen unterschiedliche Gebrechen jede Tablette genau weiß, wo sie im Körper hingehört.
Aber haben Sie schon einmal versucht, dieses bis zu einem Meter lange Konstrukt, bestehend aus Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen, nach dem Lesen wieder zusammen-zufalten? Selbst nach Jahren als treuer Verbraucher dieser angeblich lebenserhaltenden Pharmaka ist es mir trotz geduldigen Gefummels bis heute nicht gelungen, diese Papierschlange aus Knicks und Falzen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu falten. Als einigermaßen ordnungsliebender Mensch stört mich dieses Unvermögen ungemein. Auch Beruhigungsmittel haben mir Sensibelchen bislang nicht geholfen. Vielleicht käme man der Lösung näher, wenn man den allseits bekannten Warnhinweis wie folgt sinnvoll ergänzen könnte: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wie man den Zettel wieder zusammenfaltet“. Zugegeben, eine nicht einfach zu realisierende Idee, die nur einem verzweifelten Hirn entsprungen sein kann.
Ach ja. Da fällt mir noch die Möglichkeit ein, auf die pharmazeutische Medizin ganz zu verzichten und in das Lager der Homöopathie zu wechseln,
denn lt. Google sind in der Homöopathie mit ihren Kügelchen keine Nebenwirkungen bekannt und dreimal darf man raten: wohl auch keine Beipackzettel.
Dirk Ibbeken




Glosse vom Januar 2022
Georg-Sasse-Straße - neues Biotop für Ammersbek???

Ältere Ammersbeker werden sich an Georg Sasse erinnern, der in den 60iger Jahren als
Bürgermeister die Geschicke des damaligen Hoisbüttels und des heutigen Ammersbeks
lenkte. Ein zupackender Mann, der nicht lange fackelte, wenn sich die Lösung von
Problemen in Gemeinderatssitzungen endlos hinzog. Noch heute ist dem Schreiber dieser Glosse eine Sitzung in Erinnerung, bei der es sich um die Neuanschaffung eines Kehrbesens für den Unimog der Gemeinde zum Preise von DM 1.300,- (wohlgemerkt D-Mark) handelte und er nach einer Stunde des Lamentierens der verschiedenen Parteien den Sitzungshammer mit den Worten schwang: „Das Ding wird angeschafft“.

Damit ein so entscheidungsfreudiger Mann nicht in Vergessenheit gerät, erinnert die Georg-Sasse-Straße in unmittelbarer Nähe der Sparkasse Holstein noch heute an ihn. Allerdings
ausgerechnet dort, wo seit vielen Jahren die Bebauung einer Grünfläche vor sich hin dümpelt und an der sich die verschiedensten Investoren zwecks Realisierung die Zähne ausgebissen haben. Das hätte Georg Sasse nicht gefallen.

Nun wird aufmerksamen Passanten nicht entgangen sein, dass sich mittlerweile auf dem geplanten Baugrund eine üppige Vegetation aus Gräsern, Sträuchern und Büschen entwickelt hat, die Naturfreunde auf die Idee bringen könnte, dort ein Biotop erblühen zu lassen. Ein, wie ich finde, bemerkenswerter und richtungsweisender Einfall, der glänzend zu unserer neuerdings stark grünlich gefärbten Regierung passen würde. Auch käme eine derartige Planung unserer Gemeinde ihrem Bestreben entgegen, zur Rettung des Klimas und zur Minderung der globalen Erwärmung beizutragen. Nachhaltig, versteht sich.

Wenn sich dann noch unter fachkundiger Leitung von Oberförstern ein Besatz von Niederwild wie Hasen, Igeln, Fasanen oder Wachteln ermöglichen ließe, wäre das Problem der Verwendung des Grundstückes ein für alle Mal gelöst. Ach ja - ein Kräutergarten mit Schautafeln für Hobby-Köche und die interessierte Bevölkerung wären vielleicht noch als i-Tüpfelchen zu empfehlen.

Für die Verwirklichung dieses genialen Einfalls wäre der ortsansässige Bürgerverein geradezu prädestiniert. Hat er doch jahrelange Erfahrung mit den Anpflanzungen von Wäldern und Auen sowie Streuobstwiesen und Froschteichen.

Leserinnen und Leser dürfen gespannt sein, wie es mit der „unendlichen Geschichte“ in der Georg Sasse-Straße weiter geht.

Ach übrigens: kaum war diese Glosse geschrieben, als ein mächtiger Sturm Mitte Dezember des vergangenen Jahres das übermächtige Bebauungsschild der Sparkasse Holstein in seine Einzelteile zerlegte. Wenn das kein Fingerzeit von oben war!!??                                 
Dirk Ibbeken


Glosse vom Juli 2021

Über den „inneren Schweinehund“

(Wenn der Wille stark, aber das Fleisch schwach ist.)
Einen richtigen Hund, so einen mit vier Beinen, wedelndem Schwanz und Halsband mit Hundemarke besitze ich nicht. Dafür hat sich bei mir seit Längerem ein „innerer Schweinehund“ eingenistet, der mich mehr und mehr daran hindert, meine täglichen Pflichten mit Elan und Eifer so wie früher zu erledigen und der ständig knurrt, wenn unbequeme Tätigkeiten auszuführen sind. Dabei geht es mir so ähnlich wie Ehemann Hermann in einem Sketch von Loriot, der ständig von seiner Frau zu mehr Aktivität aufgefordert wird, obwohl dieser nur sitzen möchte: „Hermann, was machst Du da?“ „Ich sitze“. „Es könnte ja nichts schaden, wenn Du mal spazieren gehst.“ Ähnlich den echten Hunden werden auch innere Schweinehunde mit der Zeit immer größer. Wurden sie einem in der Wachstumsphase lästig, konnte man sie mit wenig Willensaufwand noch abschütteln. Mit den Jahren jedoch räkeln sie sich unbekümmert in allen Ecken des Alltags und parieren auf keinerlei Kommandos. Genau so einer ist meiner. Kaum öffne ich am Morgen die Augen, ist er schon da, und ich spüre ihn und höre, wie er mir ins Ohr flüstert: „draußen is‘ Schietwetter, kannst Dich noch mal umdrehen.“

Auch am Tage hängt er mir ständig an den Hacken und übernimmt mehr und mehr die Kontrolle. Ich solle doch nun erst einmal die Zeitung lesen und in Ruhe die zweite Tasse Kaffee trinken. Die getrocknete Wäsche auf der Leine im Keller könne doch noch warten, und auch durch die seit Monaten nicht geputzten Fensterscheiben könne man doch noch halbwegs durchblicken. Wieso ich mir über den vollen Mülleimer und die Körbe mit leeren Flaschen Gedanken mache, und die Treppe sei doch gerade vor 4 Wochen gesaugt.

Auf meine leisen Flüche, ob er schon einmal etwas von Ordnung und Disziplin gehört habe, hat er nur einen mitleidvollen Blick und empfiehlt mir eine ausgedehnte Pause mit geschältem Apfel mit Aussicht in den Garten, und wieso ich mir zum wiederholten Male Gedanken um den verdreckten Backofen mache. Da würde doch nun wirklich niemand nachsehen. Ich solle mich lieber um den Kauf einer Hängematte kümmern. Die sei ein Symbol des süßen Nichtstuns und genau das Richtige für mich als alten Mann.

Aber ich werde ihn besiegen, diesen hinterhältigen Pinscher, der nun auch noch versucht, meinen körperlichen Verfall zu beschleunigen und mir rät, die niedrigste Widerstandsstufe auf dem Heimtrainer sei völlig ausreichend, die Wechselbäder kalt/warm beim Duschen seien nicht zu empfehlen, und die täglichen Dehnübungen auf der Matte könne man zeitlich noch reduzieren. Wenn das Fleisch nur nicht so schwach wäre! Oder sollte man auf den verstorbenen britischen Schauspieler Peter Ustinov hören, der einmal gesagt haben soll: „Manche Arbeiten muss man dutzende Mal verschieben, um sie zu vergessen.“                                                                                                                          Dirk Ibbeken




GLOSSE vom Januar 2021
Kommen Sie da noch mit?

Eingangs versichere ich dem/der durch die Pandemie genügend strapazierten Leser*innen, das Wort„Corona“ in dieser Glosse nicht weiter zu verwenden. Versprochen!!!

Vielmehr beschäftigt mich ein anderes Virus, das uns seit Jahren befallen hat, nämlich die rasant zunehmenden neuen Begriffe aus der Welt des Internets, die uns täglich um die Ohren fliegen. Alles in Englisch versteht sich, da die Sprache Goethes und Schillers hierfür völlig ungeeignet zu sein scheint.

Nicht, dass ich mich nach Zeiten zurücksehne, als der Menschheit ein Telefon aus schwarzem Bakelit mit einer Wählscheibe und schwarzer Schnur aus der Wand über Jahrzehnte genügte. Jedoch, obwohl des Englischen halbwegs mächtig und im Gebrauch eines PC‘s sowie Handy‘s alltagstauglich gebildet, bin ich mit neuzeitlichen Begriffen wie Cloud, Streaming Diensten, Phishing, Cyber mobbing, Blogger, Influencer völlig überfordert. Was zum Kuckuck ist das?

Weiter geht‘s mit Verhunzung unserer Sprache im Alltag. Kürzlich fuhr ein Fahrzeug vor mir her mit der Aufschrift „facility manager“, dem englischen Begriff für „Hausmeister“. Unsere Kindergärten beherbergen keine Kinder mehr sondern „Kids“. Die traditionellen Hafengeburtstage sind neuerdings „Harbour Front Festivals“. Gehe ich zu einer Veranstaltung, gehe ich auf ein „Event“. Verteilt jemand Werbezettel, so heißen diese „Flyer“. Und wem ist schon bewusst, dass, wenn er einem „Public Viewing“ beiwohnt, dies die offizielle Übersetzung in Amerika für „Leichenschau“ ist. Dann wäre da noch der „One night stand“, dessen Bedeutung ich für Oma und Opa lieber deren Enkeln überlassen möchte.

Dieser „denglische“ Wahnsinn macht selbst vor einem Neubaugebiet an den ehemaligen Fischteichen in unserem dörflichen Timmerhorn gegenüber der Gaststätte Harms nicht Halt, das sich „Lakeside Village“ nennt. Geht‘s noch? Fehlt nur noch, dass so ein Sprachpanscher auf die Idee kommt, unseren Bürgerverein in „Citizens Association of Ammersbek founded in 1991“ umzutaufen. Dann aber „good night Mary“.

Und wo wir schon einmal dabei sind. Was bitte schön ist der Sinn und Zweck der neuzeitlichen Gender-Sprache, die mit Krakenarmen unsere Gesellschaft vereinnahmt und für die sich Ämter und Behörden für viele Steuergelder den Kopf zerbrechen, um bei der Anrede der unterschiedlichen Geschlechter nur keinen Fehler zu machen. Hier nur eine Kostprobe:

„Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder“ - „Liebe Gästinnen und Gäste“

Kinderinnen und Kinder; Feldwebelinnen und Feldwebel

Zu Fuß Gehende – statt Fußgänger; Idiotinnen – statt Idioten

Kommen Sie da noch mit? Es ist zu befürchten, dass diese wahnwitzige Geschlechtergerechtigkeit auch vor einer „Weihnachtsfrau“ nicht zurückschreckt.

Dann liebe Kinder – abermals gute Nacht.                                                   Dirk Ibbeken


GLOSSE vom Januar 2020

Die Vorzüge des Alters.

Die Nachteile des Alters mit seinen Beschwerden sind ja hinreichend bekannt und die Vielfalt der menschlichen Gebrechen vielerorts Thema Nr. 1. Hingegen kommen die Vorteile des reifen Alters oftmals viel zu kurz. Man sollte sie daher stärker würdigen. Zwar sind die Zeiten vorbei, als die jüngere Generation in öffentlichen Verkehrsmitteln vor ergrauten Schläfen ihren Sitzplatz räumte, aber dennoch bleiben noch genügend Privilegien übrig.

Die sind bereits nach dem Erwachen vorhanden. Verdunkeln graue Wolken den Himmel, dreht man sich noch einmal um. Das morgendliche Frühstück bei Zeitung und Kaffee kann locker zwei Stunden dauern. Bei Arztbesuchen, wenn sie denn nicht zu vermeiden sind, treffen Sie im Wartezimmer auf nette Bekannte aus fernen Zeiten. Wenn deren Aufzählung von Krankheiten zu umfangreich wird, können Sie sich wegen angeblichen Gehörverlustes taub stellen.

Ferner kann die Gnade des Vergessens im Alter durchaus seine Vorteile haben. Alte Filme können Sie bei Wiederholung aufs Neue genießen und herzlich darüber lachen, wenn Ihre alten Freunde die gleichen Kalauer von damals erzählen. Scheuen Sie sich umgekehrt auch nicht, im Kreise Ihrer gleichaltrigen Freunde und Bekannten zu besonderen Anlässen die gleichen Reden von damals zu halten. Man wird sich an den Inhalt nicht mehr erinnern und Ihre noch geistige Frische bewundern. Bevor Sie sich ein neues Buch kaufen, werfen Sie einen Blick auf Ihr Bücherregal. Dort finden sich garantiert Exemplare, die Sie angeblich noch nie gelesen haben.

Jedes Imponiergehabe gegenüber dem anderen Geschlecht wird überflüssig, was nebenbei den Vorteil hat, nicht mehr den Bauch einziehen zu müssen. Im Gegenteil! Seien Sie stolz auf Ihre Falten, wo immer sich diese auch befinden mögen. Wenn man dann noch bei Nennung seines Alters erfährt, man sehe 10 Jahre jünger aus, wird jede Schwerhörigkeit für den Augenblick schlagartig verschwinden.

Auch auf modischem Gebiet können Sie als „Trendsetter“ gelten, wenn Sie nur die nötige Ausdauer aufbringen, Hosen, Anzüge, Krawatten oder Faltenröcke und Petticoats standhaft bis ins hohe Alter zu tragen. Sie werden spätestens nach fünf Jahren von der Mode wieder entdeckt. Eventuell bissige Bemerkungen unter Frauen wie: „Das Kleid steht Dir von Jahr zu Jahr besser“, sollte man allerdings überhören.

In diesem Sinne.

Dirk Ibbeken



GLOSSE vom Januar 2019


Ihren Führerschein bitte.

Zugegeben fallen mir in den letzten Jahren immer häufiger Themen ein, die darauf schließen lassen, dass meine Pubertät lange zurückliegt. Mit anderen Worten: Mir fallen nur noch altersgerechte Inhalte ein, die einem jungen Menschen lediglich ein gelangweiltes Gähnen entlocken. Es wäre jedoch vermessen, mich an jugendlichen Themen zu verheben.

Folglich fällt mir auch heute wieder eine Sorge ein, die mich immer stärker beschäftigt, je älter ich werde und die mich bis in meine nächtlichen Träume verfolgt. Es ist die Wahnvorstellung, meinen Führerschein zu verlieren, dieses hochwichtige auch als “Lappen“ bezeichnete Dokument, das mir seit 1955 (Jugend – mal herhören) das Lenken eines Kraftfahrzeugs plus eines Motorrades bis 500 ccm bislang erlaubt.

Kein Wunder bei den täglichen Horrormeldungen von Senioren im Straßenverkehr, die mal wieder Gas und Bremse verwechselten, Mauern im Rückwärtsgang zerlegten, sich auf Verkehrsinseln verkeilten oder mit Karacho in den Auslagen von Geschäften landeten. Und wohlgemerkt. Immer, aber auch immer versäumt kein Redakteur, genüsslich in Klammern das Alter des Verursachers oder der Verursacherin zu erwähnen. „Der Rentner (82)“ usw., und so langsam beschleicht mich der Verdacht, dass allein graues Haar und Falten im Gesicht ausreichen, um bei manchem Mitbürger unsere jahrzehntelange und häufig unfallfreie Praxis am Steuer in Frage zu stellen.

Also – Frauen und Männer der reiferen Jugend – was tun? Eilen Sie zu einer Fahrschule und lassen Sie sich gegen eine Gebühr von Euro 40,- (ADAC Mitglieder noch billiger) während einer Stunde Ihre Fahrtüchtigkeit bescheinigen. Legen Sie sich dieses Attest ins Handschuhfach und zeigen Sie jedem Nörgler oder Zweifler an Ihren Fahrkünsten diese Bescheinigung, Familienmitglieder eingeschlossen. Auch bei eventuellen Verkehrskontrollen: „Ihren Führerschein bitte“, beeindrucken Sie jeden auch noch so hartleibigen Schutzmann mit diesem zusätzlichen Dokument. Könnte ja sein.

Dirk Ibbeken


GLOSSE vom Juli 2018

Ab wann ist man eigentlich „tüddelig“?

Dem Neubürger im norddeutschen Raum sei erklärt, dass „tüddelig“ bei uns so viel bedeutet wie vergesslich, nicht bei der Sache sein oder ähnlich. Laut medizinischen Erkenntnissen kann dieser Zustand durchaus auch Jugendliche befallen und ist keineswegs nur ein Merkmal der älteren Generation. Das nur vorweg als Beruhigung für uns Senioren.

Zu Zeiten unserer Vorfahren war „tüddeln“ normal, wenn Opa oder Oma einmal vergaßen, die Herdplatte auszuschalten oder anstatt zur Marmelade zum Senftopf griffen. Heutzutage werten Medien und Presse diese leichten Ausfälle des „Oberstübchens“ bereits als Alzheimer oder Demenz und verbreiten Angst und Schrecken.

Als 1937 Geborener habe ich mir die Frage, ab wann man eigentlich „tüddelig“ wird, in den vergangenen Monaten mehrfach gestellt. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass allein die vielen Geheimzahlen von Kreditkarten, Passwörtern, Handhabung von Fernbedienungen (wenn man sie denn findet) und, und, und das Erinnerungsvermögen eines mitteleuropäischen Normalhirnes in einem Maße belastet, wie man es noch vor 20 Jahren nicht kannte. Um es mit einem Begriff aus der Computersprache zu sagen: die Festplatte des Gehirns ist in unserem Alter prall voll. Kein Wunder, nach all den Erlebnissen und Eindrücken eines langen Lebens.

Meine letzte Schlappe erlitt ich erst kürzlich an einer ALDI-Kasse, als mir bei steigendem Blutdruck die Geheimzahl meiner Kreditkarte partout nicht einfallen wollte, obwohl mir die erfahrene Kassiererin den mütterlichen Rat erteilte, erst einmal tief durchzuatmen. Leider vergeblich, also zahlte ich in bar.

Noch am gleichen Tag erwischte es mich am Bankautomaten, um mein Handy aufzuladen. Glauben Sie, ich erinnerte den Namen meines Anbieters? War es Vodafone, O2, Telefonica? Und wenn man dann noch am Überweisungsautomaten mehrfach die falsche oder zu kurze IBAN-Nummer, dieses Zahlenungetüm der Neuzeit, eingegeben hat, kommt man nur mit Hilfe eines Bankbeamten aus der Klemme und hat für den Rest des Tages genug.

Besorgnis erregender scheint mir allerdings eine erst vor kurzem erlebte Panne zu sein, die mich auf dem Tennisplatz heimsuchte. Nachdem ich mich bei brütender Hitze mit meinem Doppelpartner über eine Stunde lang vergeblich bemüht hatte, meine Gegner niederzuringen, betrat ich nach einem üblichen Seitenwechsel wieder den Platz, allerdings ohne Schläger, den ich auf der Spielerbank vergessen hatte. Man stelle sich vor, mir wäre das vor zahlreichem Publikum passiert.

Frage an Sie: ist das schon bedenklich oder komme ich mit „tüddelig“ noch einmal davon?

Dirk Ibbeken


Glosse vom Januar 2018: Wie wäre es mal mit Sackhüpfen?
(Alternativen zu jugendlichen Geburtstagsfeiern der Neuzeit)

Meine ersten Erfahrungen als Großvater liegen schon einige Jahre zurück. In meinen Anfängen befasste ich mich intensiv mit dem Erschnüffeln von fälligen Windeln (Nasen von Rotweintrinkern sind besonders sensibel), erlernte das mundgerechte Füttern bei korrekter Haltung zweier Säuglinge männlichen Geschlechts und arbeitete mich hoch bis zum anerkannten Spezialisten, wenn es um das Zusammenfalten von hochmodernen Kinderwagen ging. Auch erinnert man sich noch heute lobend an meine Fertigkeiten beim Windeln der Säuglinge.

Mittlerweile in der Pubertät angekommen, haben sich naturgemäß die Ansprüche beider Enkel an ihren Großvater stark verändert, der sich immer häufiger fragt, wer eigentlich von wem mehr lernen kann. Mit meinen Versuchen, ihnen Schach beizubringen oder ihnen zu zeigen, wie man bei Tisch grade sitzt, haben sich meine Vorbildfunktionen eigentlich schon erschöpft. Dagegen komme ich ohne ihre Hilfe in Fragen zum Internet, Computer, i-Phone und, und, und nicht mehr zu recht.

Auf der Suche nach neuen „Mega-Ideen“, wie ich mich als Opa noch wirkungsvoller in Szene setzen kann, kam mir der revolutionäre Gedanke, ihnen vorzuschlagen, die Geburtstagsfeiern in ähnlicher Form zu begehen, wie sie zu meiner Zeit üblich waren. Die liegt zwar mehrere Jahrzehnte zurück, aber wenn man heutzutage wieder den Nierentisch, die Tulpenlampe, den Plattenspieler zu neuem Leben erweckt, warum nicht auch mal den Ablauf der damaligen Kindergeburtstage wiederbeleben.

Wie ja vielen Eltern bekannt, ähneln die heutigen jugendlichen Geburtstagsfeiern teilweise Großveranstaltungen, die von eigens hierauf spezialisierten Firmen organisiert werden wie z.B. das „Jump House“ in Hamburg mit folgender Offerte an die zahlenden Eltern mit der Überschrift:

90 Minuten Erlebnisjumpen
Einschließlich 2 Stück Pizza pro Jumper
Flatrate für Mineralwasser + Apfelschorle
Eine Obstplatte oder je einen Slushy pro Jumper
Preis: ab 210,- Euro (für 6 Jumper)
35,- Euro für jeden weiteren Jumper

Das wären bei einer heute üblichen Teilnehmerzahl von 10 Kindern lockere 350,- Euro. Es ist also an der Zeit einzuschreiten, und selbst auf die Gefahr hin, von meinen jungen Männern hinter vorgehaltener Hand in den Ruf eines hoffnungslosen Hinterwäldlers zu geraten, werde ich anlässlich des nächsten Geburtstages die Frage stellen. „Jungs, wie wäre es mal mit Sackhüpfen und Eierlaufen.“ Säcke wären im freien Handel für 1,50 Euro das Stück erhältlich, der Eierpreis beträgt momentan bei stallgehaltenen Hühnern nicht mehr als 25 Cent, sodass sich die reinen Materialkosten für eine 10-köpfige Party auf ca. 17,50 Euro belaufen würden. Dazu sollten Streusel- und Butterkuchen von Tante Auguste mit Trinkschokolade nicht fehlen. Wenn dann noch im Hintergrund anstatt wummernder Bässe der blonde Bänkelsänger Heino „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ trällern würde, wäre auch der musikalische Rahmen perfekt.

Sollte dieser geniale Vorschlag daran scheitern, dass die an Hightec gewöhnte Jugend eventuell des Sackhüpfens unkundig ist, so würde ich meine letzten Energien zusammensammeln und ihnen auch gerne eine Runde vorhüpfen.

Dirk Ibbeken


Glosse vom Januar 2017:   Warum Senioren im Supermarkt manchmal drängeln

Als langgedienter Ehemann mit einer Lizenz zum Einkaufen von Lebensmitteln aller Art fallen mir an der Supermarktkasse bisweilen ältere Menschen auf, deren Gesichtszüge und ihr Vorwärtsdrang am Einkaufswagen unmissverständlich verraten, dass sie in höchster Eile sind. Dabei sollte man doch meinen, sie hätten für das ihnen noch verbleibende Erdendasein genügend Zeit im Überfluss. So zu sagen jeden Tag vom ersten Gähnen bis zum abendlichen Einschlafen.

Wer allerdings den Prozess des Älterwerdens genauer am eigenen Leibe erfährt, gelangt zu der Erkenntnis, dass allein zur Pflege und zum Erhalt der körperlichen Hülle ein Zeitaufwand betrieben werden muss, den man in jungen Jahren nicht benötigte. Das geht beim morgendlichen Erwachen schon los. Während man früher mit einem einzigen Schwung aus den Federn kam, braucht es im Alter auf der Bettkante sitzend seine Zeit, bis man seine Gliedmaßen für eine aufrechte Stellung sortiert hat, die es einem erlaubt, das Badezimmer zu erreichen. Dort angekommen, benötigt man, verglichen zu damals, für alle üblichen Reinigungsprozeduren mindestens das Doppelte an Zeit. Mal eben unter die Dusche hüpfen war gestern und eine Vollbalsamierung mit Anti-Age-Cremes ist nicht mal so eben erledigt.

Danach beginnt der Alltag mit einer Fülle an Terminen und Pflichten zum Wohle der Gesundheit. Fangen wir bei den Zähnen an, ohne die eine Aufnahme fester Nahrung schwierig ist, es sei denn, man ist täglich mit Haferbrei zufrieden. So eine Zahnbehandlung beim Zahnarzt kann sich zeitraubend über viele Wochen hinziehen und endet womöglich mit den „dritten Zähnen“ als Komplettersatz oder als Teilprothese. Von nun an ist es mit dem schnellen Zähneputzen vorbei. Diese Ersatzteile müssen dem Kiefer mehrmals täglich zur Pflege entnommen werden, wobei die Herausnahme und der Wiedereinbau der Geschicklichkeit des Einzelnen überlassen bleibt. So ein täglich mehrmals erforderlicher Prozess erfordert Zeit, der allein schon erklärt, warum der Senior an der Supermarktkasse bisweilen drängelt. Es gilt, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Aber das ist ja für den älter werdenden homo sapiens noch nicht alles. Viele seiner Organe, die bislang verlässlich ihren Dienst taten, sind in die Jahre gekommen und verlangen nach Unterstützung durch die Pharmaindustrie. Somit bestimmen Arzttermine den Alltag. Diese enden wiederum in der Verschreibung einer Vielzahl von Medikamenten, deren pünktliche Einnahme einen zeitlich nicht zu unterschätzenden Verwaltungsaufwand erfordern, besonders dann, wenn die Einnahme von halben Tabletten verordnet ist, die das Teilen mittels eines Tablettenschneiders erfordert.

Um nun zu verhindern, dass der Patient an einer unkontrollierten Einnahme seiner Pillen eventuell verstirbt, hält der Handel Tablettenschachteln mit Fächern für jeden Wochentag parat, die es gilt, einmal wöchentlich zu befüllen. Zwischen roten, grünen, weißen oder runden und eckigen zu unterscheiden, erfordert höchste Konzentration und wiederrum Zeit.

Erwähnt werden sollten auch noch die vielen Stunden, die man monatlich für das langsamer arbeitende Erinnerungsvermögen benötigt. Nicht selten läuft der ältere Mensch mehrfach am Tag in den Keller und erinnert sich erst nach dem dritten Anlauf, was er da eigentlich wollte. Und bis so manchem dämmert, wohin er nun mal wieder seine Brille oder das Hörgerät verlegt hat, können Stunden vergehen.

Also - denken wir daran, wenn der eine oder andere ältere Mensch im Alltag in Eile ist.

Dirk Ibbeken



Glosse vom Juli 2016:
Wenn der Hund mitleidet!


Man sagt ja dem Hunde nach, dass er fühlt und mitleidet, wenn seinem Halter nicht wohl ist. Auch Verhaltensforscher von Tieren haben längst erkannt, dass das Gemüt eines Vierbeiners höchst sensibel auf Schicksale des Herrchens reagiert.

In diesem Zusammenhang werde ich schon seit Anfang des Jahres den Eindruck nicht mehr los, dass sich die sonst so lebensfrohen Hunde in unserer Gemeinde irgendwie in ihrem Verhalten verändert haben. Die Ruten wedeln nicht mehr so fröhlich wie bisher, die Augen blicken traurig bis trübe, viele von ihnen drücken das Kreuz kaum noch durch und lassen den Bauch hängen. Der Gang ist schleppend und kraftlos.

Auf meiner Suche nach den Gründen kann dieses veränderte Verhalten nur daran liegen, dass Herrchen seine Missstimmung auf seinen Bello überträgt, sehr wahrscheinlich hervorgerufen durch die massive Erhöhung der Hundesteuer in unserer Gemeinde. Bei einer Anhebung der Abgabe von ehemals € 75,- auf € 120,- für den ersten Hund würde das für Herrchen immerhin so an die vier Kästen Bier und für Frauchen einen Friseurbesuch weniger bedeuten. Diese finanzielle Einbuße lässt auch die kälteste Hundeschnauze nicht kalt.

Jedoch sollten die 560 offiziell im Rathaus angemeldeten Hunde und Hündinnen nicht traurig sein. Im Gegenteil ist es ihnen zu verdanken, wenn sie durch die Mehreinnahmen an Steuern um geschätzte € 22.000,- jährlich die Gemeindekassen enorm bereichern. Von nun an wird bei uns alles besser. Es wird glatte Fahrradwege geben, auf denen Herrchen an der Leine nicht mehr aus dem Sattel kippt, Hundetoiletten an jeder Ecke. Auch könnten sich manche Vierbeiner, die vorher noch nie einen Weihnachtsmarkt gesehen haben, darauf freuen, dass es nun endlich eine neue Pflasterung um die Pferdeschwemme geben wird, die es auch dem eventuell gehbehinderten Herrchen und Frauchen ermöglicht, alle Veranstaltungen um das Rathaus unfallfrei zu besuchen.

Und wer der Gemeinde so viel Geld in die Kassen spült, der sollte auch belohnt werden. Wie wäre es mit einem Wiener Würstchen für jeden angemeldeten Wauwi zum jährlichen Welthundetag, dargereicht vom Bürgermeister persönlich. Mit dieser Belohnung für den Hund kämen auch die letzten Halter nicht angemeldeter Bellos aus der Deckung. Und dann, liebe Leserinnen und Leser, wäre unsere Gemeinde endlich schuldenfrei.

Dirk Ibbeken



Glosse vom Januar 2016:
Wie steht es mit den gut gemeinten Vorsätzen in 2016?

Nun ja, das neue Jahr ist jetzt - man kann sagen - ein paar Stunden alt und schon wird manches, was in der Silvesternacht vollmundig versprochen und vorgenommen wurde, über Bord gekippt. Es scheint, das Haltbarkeitsdatum einiger gut gemeinter Vorsätze läuft deutlich schneller ab als der griechische Joghurt aus der Frische-Theke des örtlichen Nahversorgers.

Ach, was wurde beim achten Biere - oder war es das sechste Glas mit rheinhessischem Ursprung - geschworen, dem Alkohol nun zu entsagen. Auch wird es kein Schweinefleisch mehr auf dem Teller geben. Jedenfalls will man - wirklich - die Mengen reduzieren. Tofu-Frikadellen sollen ja so toll vom Grill schmecken! Und -immer wieder gern genommen - mit dem Zigarettenkonsum ist nun ein für alle Mal Schluss. „Ich schwöre“! Sicher. Merkste selbst. Ja, Sport. Ich werde bestimmt ganz viel Sport machen. Versuchen zu machen. Die Pfunde, die am Äquator unter dem Gürtel drücken, denen geht´s aber so was von sofort und gleich an den Kragen. Auch soll es tatsächlich einige jüngere Mitbürger geben, die dem Gedaddel auf den Taschentelefonen Einhalt gebieten wollen. Die Liste ließe sich schier unendlich fortsetzen, um dann schließlich beim Wechsel der Toilettenrolle zu enden.

Sobald sich aber der Nebel der Raketen und Böller sowie das Unwohlsein im Schädel und der Magengegend lichten, ist es oft mit der Erinnerung nicht mehr weit her. Man könnte sich auch vornehmen „Ich werde nun Lottomillionär“. Das Resultat wäre das selbige. Vielleicht fangen wir erst mal an, ein paar Runden um den Block zu drehen, um auszuprobieren, wie dolle die Schmerzen wirklich sind, die die Vorsätze mit sich bringen. So ganz gemütlich sich wieder an das Tageslicht gewöhnen. An den Leistungssport muss man sich halt erst langsam herantasten, gell. Natürlich, wir könnten auch ohne irgendwelche Vorsätze und selbst geißelnde Bedingungen in´s neue Jahr starten. Der Alkohol schmeckt auch die nächsten 366 Tage. (Ja, wir sind in einem Schaltjahr.) Und warum eigentlich auf Döner und Burger verzichten? Es gibt den Lieblings-Pulli garantiert auch in 3XXL. Nur wird man bei der anstehenden Hausarztsuche wohl weniger Glück haben und einen finden, der dies nicht unkommentiert läßt.

Sind wir doch mal ehrlich. Die vermeintlich guten Vorsätze bereiten einem, wenn der Promille-Spiegel gen Null tendiert, nur ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Aber wie kommen wir aus dem Dilemma heraus, das immer auf der Schulter sitzt, mahnend den Zeigefinger hebt und die Spaßbremse in Person ist? Wie wäre es, wenn das Datum, an dem die Vorsätze formuliert werden, um gute vier Monate nach vorn verlegt wird? Am 1. April wird im Allgemeinen auf nichts weiter Wichtiges angestoßen. Und es besteht generell kein Grund, sich seiner guten Sitten zu entledigen, um dann den Kopf zu verlieren. Auch ist es um diese Jahreszeit wärmer, so dass einem der Gedanke an fleischloses Grillgut schon mal durch den Kopf geht. Bei den langsam ansteigenden Temperaturen außerhalb unserer vier Wände fällt vieles bestimmt leichter als bei Schnee und Eis. Sollte es mit den Vorsätzen dann immer noch nicht klappen: Es war halt nur Spaß. Und wenn der liebe Gott es will, haben wir ja noch ein Jahr, um alles besser zu machen. Nächstes Jahr.

Thorsten Schmidt


Glosse vom Juli 2015: Geht es Ihnen auch so???

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass unsere reifere Generation in vielen Dingen des alltäglichen Lebens mehr und mehr überfordert ist. Dabei versuche ich, einigermaßen fortschrittlich zu sein, bediene mit lückenhaften Kenntnissen einen Computer, fahre zügig Auto ohne Hut (immer so 10 km/h mehr als erlaubt), habe größtes Verständnis für die vegane Ernährung, trenne peinlichst genau meinen Müll und weiß auch, was ein „coffee to go“ ist. Auch schlucke ich bei meinen sporadischen Theaterbesuchen die neuzeitlichen Inszenierungen, die selbst bei Klassikern ohne Worte aus dem Fäkalienbereich nicht mehr auskommen.

Darüber hinaus verlangt die Neuzeit jedoch von uns reiferen Semestern Dinge zu beherrschen, die viele überfordern. Das fängt im Kleinen an. Nehmen wir z. B. das Öffnen eines Marmeladenglases, einer Milch- oder Saftpackung oder gar einer Seltersflasche. Wer da auch nur eine Spur von Gicht in seinen Händen hat, kommt ohne fremde Hilfe an den Inhalt nicht heran. Vom Öffnen einer Fischdose ganz zu schweigen. Hier ist das Umdenken der Verpackungsindustrie zwingend erforderlich, um die Nahrungsaufnahme älterer Generationen nicht zu behindern.

Ähnlich verhält es sich bei der Verpackung von Medikamenten, die der Lebenserhaltung dienen. Nicht nur, dass man die Verpackung stets von der falschen Seite öffnet, hinter der sich der Beipackzettel verbirgt, sondern die Versiegelung der Tabletten an sich ist das Problem. Entweder man hat Fingernägel, die den Krallen einer Legehenne ähneln oder man geht das Thema mit einem Schweizer Messer an, wobei ein Erste-Hilfe-Kasten in Reichweite nicht fehlen sollte. Bluthochdruckpatienten sei empfohlen, das Herauspulen der Pillen gesunden Helfern zu überlassen.

Kommen wir schließlich noch zu dem alles beherrschenden Thema unserer Zeit, den Handys, iPots, Tabletts oder weiß der Himmel was noch, ohne die die Welt nicht mehr auszukommen scheint. Ohne wenigstens die Grundkenntnisse dieser Plauderinstrumente zu begreifen, gilt man in der Öffentlichkeit als Analphabet. Da hat man sich gerade mühsam damit befasst, die Logik eines Tastenhandys zu verstehen, schon wurde dieses durch neue Geräte mit einer besonderen Wischtechnik überholt, die ich trotz massiven Nachhilfeunterrichtes meiner Töchter bis heute nicht richtig verstanden habe. „Papa – Du musst wischen, aber nicht so schnell.“ Dabei will ich doch nur telefonieren und benötige das sonstige Wischgedöns nicht.

Wissen Sie übrigens, was eine App ist? Na? Richtig! Es ist eine „Anwendungssoftware für Mobilfunkgeräte.“ Und die können Sie sich „herunterladen“. Noch Fragen? Wenn einem dann auch noch in der abendlichen Tagesschau empfohlen wird, man solle sich bei Bedarf alle weiteren Hintergrundinformationen unter „tagesschau.de“ abrufen, so fühle ich mich wie ein Neandertaler. Geht es Ihnen auch so.

Dirk Ibbeken



Radeln Sie elektrisch? Glosse von Januar 2015


Wir Senioren kommen nun einmal in ein Alter, das uns vor die Frage stellt, wie wir uns manche Dinge für den Rest des Lebens erleichtern können. Dabei sind die Wünsche unterschiedlich. Der eine legt Wert auf einen Rasenmäher mit Hinterradantrieb. Der andere hätte lieber einen erhöhten Toilettensitz, wenn möglich beheizt. Beides sind Dinge, die man nicht unbedingt braucht.

Was allerdings den Alltag für den größten Teil der alternden Menschheit bereichert, wenn nicht sogar revolutioniert, ist das Elektrofahrrad. Zugegeben - nicht jedem in die Jahre gekommenen Radler fällt der Gedanke leicht, sich von einem schnöden Elektromotor dabei helfen zu lassen, von A nach B zu kommen. Da könnten ja die Nachbarn denken: „Kann er das etwa auch nicht mehr?“ Hier gilt es, Größe zu zeigen, denn die Vorteile dieser alternativen Art der Fortbewegung sind für das Wohlbefinden des elektrisch radelnden Körpers und somit der Seele immens.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen als Hoisbütteler mit einem simplen, nur per Muskelkraft betriebenen Zweirad nach Ahrensburg zum Wochenmarkt. Außentemperatur im Schatten, wie häufig im vergangenen Sommer, um die 25 Grad. Ihr Weg führt Sie am Fuße des Schübergs über die Anhöhe vorbei an einem Mastbetrieb in Richtung Ahrensburg. Anstatt sich mit der nicht unerheblichen Steigung am Schüberg zu quälen oder gar abzusteigen, pedalen Sie fröhlich grüßend total entspannt an prustenden und stöhnenden Kollegen vorbei und erreichen Ihren Wochenmarkt mit einem Pulsschlag, der Ihren Kardiologen in helles Entzücken versetzen wird. Auch Ihre Knie, die hin und wieder bei übermäßiger Belastung zu knackenden Geräuschen neigen, werden durch eine schonende Kraftübertragung auf die Pedale verwöhnt.

Und sollte Ihnen nach dem Wochenmarktbesuch noch Tante Elly einfallen, die Sie mit Ihrem alten Fahrrad lange nicht besuchten, weil sie so weit weg in Bargteheide wohnt, so ist auch in diesen Fällen das Elektrofahrrad der ideale Partner, den Familienzusammenhalt zu fördern.

Schlussendlich wird auch die Lebenspartnerin hocherfreut registrieren, dass Sie neuerdings nach Ihren Radausflügen nicht wie üblich matt vom Rad fallen und nach längeren Ruhephasen verlangen, sondern Sie im Gegenteil unmittelbar nach Ihrer Rückkehr Ihre häuslichen Aufgaben, wie die Müllentsorgung oder dergleichen, klaglos erledigen.

P.S. Der Verfasser ist weder Lobbyist noch Werbetexter für die Industrie von E-Fahrrädern.


Dirk Ibbeken


Fussballweltmeisterschaft 2014


Haben Sie auch an alles gedacht?

In seinem Bestreben, den Bürger bei schwierigen Fragen, die das persönliche Gemeinwohl betreffen, zu unterstützen und zu beraten, fühlt sich der Ammersbeker Bürgerverein aufgerufen, alle Fußballinteressierten unserer Gemeinde bei der Organisation im häuslichen Bereich während der Fußballweltmeisterschaft zu begleiten.

Nichts ist dem heimischen Frieden in diesen Tagen mehr im Wege als planlos in eines der herausragenden Ereignisse eines Fußballfans hineinzustolpern. Deshalb erlauben wir uns, eine Liste mit den wichtigsten Ratschlägen zu geben, die dabei behilflich sein kann, einen reibungslosen und harmonischen Ablauf für alle Familienmitglieder zu gewährleisten.

Wir empfehlen daher eindringlich, folgende 7 organisatorischen Notwendigkeiten zu beachten:

1. Sollte Ihr Fernseher nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen, ist die Bereitstellung eines Ersatzgerätes dringend anzuraten.

2. Da nicht auszuschließen ist, dass sich das eine oder andere Familienmitglied aus unerfindlichen Gründen eine andere Fernsehunterhaltung als gerade Fußball wünscht, wäre die Aufstellung eines weiteren Gerätes möglichst weit vom eigenen Standort erforderlich.

3. Überprüfen Sie Ihren Terminkalender auf eventuelle Besuche nicht erwünschter Personen.

Wenn auch fast ausgestorben, so soll es doch immer noch Menschen geben, denen Fußball wenig bis gar nichts bedeutet.

4. Denken Sie darüber nach, wie eine lückenlose Selbstversorgung mit Getränken gewährleistet werden kann, ohne den Fernsehsessel verlassen zu müssen und ohne die Hilfe der Familienmitglieder zu beanspruchen. Wir empfehlen die Installation einer 50-Liter-Bierzapfanlage in Reichweite.

5. Ähnlich verhält es sich mit der Bevorratung von Nahrungsmitteln. Die Hausfrau um Darreichung von Schnittchen in den Halbzeitpausen zu bitten, wäre zwar eine wünschenswerte Variante, könnte jedoch in vielen Fällen die häusliche Stimmung trüben. Wir raten zu Nato-Keksen mit 12monatigem Verfalldatum oder zu „eingetupperten“ Schmalzstullen. Zu Spielen der italienischen Nationalmannschaft empfehlen wir die Dienste von Pizza-Lieferanten, die Sie frei Haus mit Pizza „Fankurve“, Pizza „Traumfinale“ oder einem World-Cup-Salat beliefern.

6. Haben Sie auch daran gedacht, zum jeweiligen Spiel das passende Trikot derjenigen Nationalmannschaft überzustreifen, die Sie favorisieren? Nur durch diese textile Bekundung lassen Sie auch nach außen erkennen, für wen Ihr Fußballherz gerade schlägt. Zu Spielen der deutschen Nationalmannschaft empfehlen wir unseren weiblichen Zuschauern eine kleidsame Perücke in Schwarz-Rot-Gold, die momentan im Handel zu € 7,95 erstanden werden kann.

7. Bevorraten Sie ausreichend Medikamente zur Beruhigung, sollten Ihnen die Entscheidungen der Schiedsrichter nicht zusagen oder die Ballkünste des einen oder anderen Spielers nicht Ihren Erwartungen entsprechen. Baldriantropfen allein genügen unseres Erachtens kaum. Wir raten zu leichten Psychopharmaka. Fragen Sie jedoch vorher Ihren Arzt oder Apotheker.

Sollte wider aller Erwartungen das Können unserer Nationalmannschaft nicht ausreichen, die Weltmeisterschaftsschale in die Heimat zu holen, so trösten wir uns. Schließlich erwartet uns schon bald ein völlig runderneuerter HSV.

P.S.:

Im Falle, dass dem einen oder anderen Leser aufgefallen ist, dass diese Glosse so ähnlich bereits zur Weltmeisterschaft 2006 erschien, so gratuliert Ihnen der Verfasser zu einem fabelhaften Gedächtnis.

Dirk Ibbeken 




Gute Vorsätze aus der Sicht eines Seniors (Januar 2014)

Wussten Sie eigentlich, dass die glücklichsten Deutschen in Schleswig-Holstein leben? So nachzulesen auf der ersten Seite des Hamburger Abendblattes vom 6. November 2013. Folglich brauchen wir eigentlich keine weiteren guten Vorsätze für das Neue Jahr. Schon gar nicht als Senior.

Denn wenn man ein wenig reifer an Jahren geworden ist, drängt es einen nicht mehr wie ehemals nach großen Veränderungen und neuen Vorsätzen. Was man bis dato an großen Dingen nicht geändert hat, lässt sich auch in den noch verbleibenden Lebensrunden nicht austauschen. Das Rauchen hat man schon längst aufgegeben und vom bösen Alkohol nimmt man nur noch die Mengen zu sich, die zum Lebenserhalt unbedingt notwendig sind. Und Romanfiguren, wie „der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg“, der es vom Leben noch einmal wissen wollte, begegnet man in der Realität äußerst selten.

Es sind eher die kleinen Dinge, denen man sich widmet und die man sich vornimmt, akkurat und konsequent zu befolgen. Z. B. seine lebenserhaltenden Tabletten immer schön pünktlich einzunehmen, auf die Verdauung zu achten, den Kasten Bier nicht aus dem Hohlkreuz, sondern aus der Hockstellung zu heben, an der Aldi-Kasse nicht zu drängeln, den Lebenspartner sporadisch mit einem Kompliment zu überraschen, auch wenn er sich erschrecken sollte, sich bei der Treppenbenutzung immer schön am Geländer festzuhalten, und wenn es die Stimmungslage erlaubt, den Müll bisweilen auch ohne eine Bemerkung zu entleeren. Wenn man es dann noch über das Jahr schaffen sollte, der „höheren Stelle“ immer brav zuzuhören, die Zahnpastatube stets nach Gebrauch zu verschließen, das Licht nicht überall brennen zu lassen und die Herdplatten auszuschalten, dann wäre eigentlich das Maximum an guten Vorsätzen schon erreicht.

Bliebe noch als wichtigster Vorsatz für jeden Senior, streng auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr zu achten. Bei einer Rentenerhöhung von 0,25% im Jahre 2013 hat Rasen am Steuer so manchen Rentner in die vorzeitige

Altersarmut getrieben. In diesem Sinne. Alles Gute im Neuen Jahr.

Dirk Ibbeken



Ginge das Leben auch ohne Turm weiter? (Januar 2013)


Der leider verstorbene Loriot, alias Victor von Bülow, dachte einst über die Frage nach, ob ein Leben ohne Möpse überhaupt möglich sei und kam zu dem Ergebnis, dass es zwar möglich sei, aber völlig sinnlos. Eine ähnliche Frage stellen sich seit mehreren Monaten wir Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Ammersbek, die wir uns bis in die schlaflose Nacht mit der Frage martern: brauchen wir nun einen Turm und wenn nein, geht das Leben für uns dennoch weiter? Auch wir Flachlandtiroler in der Norddeutschen Tiefebene haben das natürliche Bedürfnis nach Weitsicht und sind leider seit jeher mangels größerer Erhebungen gegenüber alpennahen Völkerstämmen seit Generationen stark benachteiligt. Nehmen wir einmal die Bayern. Wenn der Bazi das Bedürfnis nach Gipfelluft verspürt und es ihm im Tal zu eng wird, braucht er keinen Turm. Er hängt sich seinen Beutel für die Brotzeit um und besteigt den nächsten Berg, lässt die Blicke schweifen und kehrt beseelt am Abend zurück. Das kann ein Ammersbeker leider nicht und muss seinen Drang nach Weitsicht täglich unterdrücken. Es sei denn, er baut sich einen Turm. Nun gibt es bekanntlich einen großen Unterschied zwischen Wollen und Können, soll heißen, wie hoch ist der Prozentsatz unserer Gemeinde in der Zukunft, der körperlich noch in der Lage ist, einen Turm von 30 Metern Höhe, sollte er denn Realität werden, gesundheitlich unbeschadet und ohne notärztliche Hilfe zu erklimmen und auch wieder wohlbehalten unten anzukommen? Hier hilft uns die demographische Statistik des Rathauses weiter. Sie zeigt, dass die Zahl der Menschen über 70 Jahre bis 2025 auf etwa über 30 % zunehmen wird. Bei momentan 9400 Einwohnern wären das 2820 Bürgerinnen und Bürger, von denen ein großer Teil einen Turm ohne ärztliches Attest besser nicht ersteigen sollte. Ganz zu schweigen von den 80jährigen, die sich um 8,6 Prozent auf 808 Personen vermehren werden. Diese Zahlen lassen darauf schließen, dass ein Großteil der Bevölkerung unserer Gemeinde nicht schwindelfrei ist und daher als nicht turmtauglich eingestuft werden muss. Zugegeben. Wer möchte nicht am Ende seiner Tage noch einmal im Leben dem Himmel und den Sternen so nahe wie möglich sein, auch wenn es nur um 30 Meter geht. Doch grämen wir uns nicht. Spazieren wir weiterhin frohen Mutes durch die herrliche Natur, die uns unmittelbar umgibt und überlegen wir uns dabei, was wir mit den geplanten 400 000 Euro sonst noch alles in der Gemeinde verändern könnten.

Dirk Ibbeken

Wenn ich an der Kasse stehe

Als lang erprobter Ehemann mit der Lizenz zum Einkaufen von Lebensmitteln aller Art - und das seit über zehn Jahren - verfüge ich nachweislich über einen reichen Schatz an Erfahrungen, der mit dem einer gestandenen Hausfrau durchaus vergleichbar ist. Das war nicht immer so. Ich erinnere mich noch heute an den Tag, als man mich erstmals - kaum war der Rentenantrag bewilligt - mit einem Einkaufszettel versehen an die „Front“ schickte. Mittlerweile reichen meine Produktkenntnisse von den verschiedensten Käsesorten über Wein- und Wurstsortimente bis hin zum Toilettenpapier von zwei- bis vierlagig. Auch fahre ich mich umgebende Hausfrauen schon lange nicht mehr mit dem Einkaufswagen in die Hacken. Was also die Warenkenntnisse und Benimmregeln in Supermärkten angeht, befinde ich mich als einkaufender Mann im Vergleich zum gegenteiligen Geschlecht auf, wie man Neudeutsch sagt, Augenhöhe. Dennoch fühle ich mich eben diesen Hausfrauen immer noch um Längen unterlegen, was die Wahl der Schlange anbetrifft, wenn man sich der Kasse nähert. Nehmen wir einmal an, es sind zwei Kassen besetzt, die gleich viele Einkaufswagen zu bedienen haben. Schiebe ich meine Nahrungs-mittel nun an die Kasse 1 oder Kasse 2? Hierbei ist entscheidend, über die Jahre einen gekonnten Blick für folgende Faktoren zu haben:

- Sind die Einkaufswagen vor Kasse 1 mengenmäßig umfangreicher beladen als an Kasse 2.
- Machen die Einkaufswagenschieberinnen oder -schieber einen wachen Eindruck oder scheinen sie eher verschlafen oder abwesend.
- Ist mir die Kassiererin sowohl von Kasse 1 als auch 2 als kompetent und flink bekannt oder sitzt dort eventuell ein noch unerfahrener Auszubildender.
- Wird an Kasse 1 oder 2 die Kassenrolle gerade erneuert.

Diese Kenntnis obiger Winkelzüge beim Einkaufen gehört also gewissermaßen zum Rüstzeug eines jeden trainierten Supermarktkunden, und ich behaupte einfach einmal, wissensmäßig in diesem Punkt mit den Frauen auf einer Stufe zu stehen. Und dennoch bin ich immer wieder erstaunt, dass sie es schaffen, weit vor mir dem Ausgang zuzustreben, weil sie sich intuitiv in eine Schlange einschlängelten, die aus hellwachen Kunden bestand, mit einer Kassiererin in Höchstform und bei der die Kassenrolle weder klemmte noch ausgetauscht werden musste. Von meiner erst kürzlich erlittenen Niederlage zu diesem Thema berichte ich nur ungern, weil sie mir noch heute unter die Haut geht: Es war Gründonnerstag. Von der Frau des Hauses an die von mir vergessenen Lebensmittel erinnert, stand ich nur mit einem Plastikkörbchen versehen in Schlange 1. Da ertönte die unter Kennern bekannte Klingel, die in vielen Fällen signalisiert, dass eine weitere Kassiererin herangeklingelt wird zwecks Öffnung einer weiteren Kasse. In dem Irrglauben, der Einzige zu sein, der die Zeichen der Zeit erkannt hat, wandte ich mich lässig der neu zu eröffnenden Kasse zu, als schwups vor mir eine junge Mutter einer vermutlich siebenköpfigen Familie ihren bis über die Oberkante beladenen Einkaufswagen herumriss und sich blitzschnell vor mir aufbaute, nicht ohne mir ein bezauberndes Lächeln zu schenken. In mancherlei Hinsicht sind Frauen einfach cleverer.

Was wollte ich nur im Keller?

Eingangs für den reiferen Leser die beruhigende Nachricht, dass es nach Meinung der Ärzte auch jungen Menschen passieren kann, dass es einige Augenblicke dauert, bis einem das, was man sucht, wieder einfällt. Demnach sind diese kurzen Erinnerungslücken wohl völlig normal. Was mir nur Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass diese Lücken in meinem Oberstübchen immer größer werden. Wie in vielen anderen Haushalten auch, ist das Meiste, was man zum alltäglichen Leben braucht, im Keller aufbewahrt. So auch in meinem Fall. Als beflissener Mann mit vielen Jahrzehnten Ehe auf dem Buckel, gehören diese Kellergänge zu meinem Alltag. Obwohl nie im Diplomatischen Dienst tätig, bin ich im Alter jetzt so etwas wie ein Gesandter. Einmal angenommen, man verbringt täglich 15 Minuten an diesem Ort, um sich zu fragen: „was wollte ich dort eigentlich?“, so sind das grobe 450 Minuten oder 7,5 Stunden im Monat. Multipliziert mit 12 Monaten ergibt das pro Jahr 90 Stunden oder ca. 4 Tage. Es ist daher zu befürchten, dass ich einen Großteil meines restlichen Lebens dort unten verbringen werde. Da ich die stille Hoffnung hege, dieses Schicksal mit anderen teilen zu können, möchte ich uns Betroffene mit folgenden Ratschlägen aufrichten: Da die Kellerräume im Allgemeinen unbeheizt sind, ist dringend anzuraten, sich beim Gang nach unten warm anzuziehen, denn es ist nicht vorhersehbar, wann wir wieder ans Tageslicht kommen. Um langes Stehen zu vermeiden, ist ein bequemes Sitzmöbel und eine Stehlampe mit warmem Licht zu empfehlen, von dem aus in Ruhe der Grund für den Kelleraufenthalt analysiert werden kann. Eventuell dabei aufkommendes Hungergefühl könnte die Konzentration stören, weshalb als Nervennahrung entsprechende Müsliriegel parat liegen sollten. Um den Flüssigkeitshaushalt während dieser Zeit nicht zu vernachlässigen, empfehlen sich Energy-Drinks, die die Gehirntätigkeit stimulieren. Alleinstehende Personen sind in diesen Situationen im Allgemeinen besser dran, weil sie ungestört über ihre Zeit verfügen können und niemandem Rechenschaft schuldig sind. Bei Lebensgemeinschaften oder gar langjährigen Ehen hingegen ist nicht auszuschließen, dass man in seinem Bemühen, sich zu sammeln, empfindlich durch den Ruf von oben gestört wird: „Wo im Himmel bleibst du denn nur?“ Wir sollten uns durch diese ungezügelten Ausbrüche des Partners nicht aus der Ruhe bringen lassen und unsere Überlegungen über den Grund des Kellerbesuches auf keinen Fall abbrechen. Wenn allerdings diese Nötigungen von oben nicht aufhören, sollte man diesen Eingriffen in die persönliche Freiheit durch handelsübliche Ohrstöpsel entgegenwirken.Unsere Beharrlichkeit wird uns Recht geben, und irgendwann wird es uns dämmern, was wir da unten eigentlich wollten. Den Betroffenen alles Gute - auch für mich.

Geliebter Bürgerverein - wenn wir dich nicht hätten

Im Jahre 2011, 20 Jahre nach Gründung des Ammersbeker Bürgervereins von 1991 e.V., erhebt sich für die ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer die zwingende Frage, was sie eigentlich in den vergangenen Jahren mit ihrer Freizeit hätten machen sollen, wäre da nicht „ihr geliebter“ Bürgerverein gewesen. Hierauf wissen alle Beteiligten nur eine gemeinsame Antwort: Das Leben hätte sich für sie wie eine karge Wüste dargeboten, öd und leer, ohne Ziel und Sinn. So aber geraten sie allein bei dem Gedanken an ihren Verein in Verzückung, und ihre Augen erstrahlen in dankbarer Erinnerung an die inhaltsreichen vergangenen Jahre. Was ist es also, das diese unermüdlichen Heinzelfrauen und -männer bis zum heutigen Tage zu Höchstleistungen anspornt und sie innerlich bereichert? Da wären zunächst die Vorstandssitzungen am zweiten Dienstag eines jeden Monats, die von ihrem Vorsitzenden um 20.00 Uhr MEZ genauso pünktlich angepfiffen werden wie ein Fußballspiel Deutschland-Frankreich. Gebannt lauscht die Versammlung seinen Ausführungen und ist sich schon nach wenigen seiner Sätze darüber im Klaren, dass es wieder einmal richtig war, den Theaterbesuch, das Konzert, den Geburtstag der Erbtante oder sonstige gesellschaftliche Ereignisse abzusagen. Inhalt und Tiefe sowie die gefällten epochalen Entscheidungen einer Vorstandssitzung sind durch kein anderes gesellschaftliches Ereignis zu ersetzen. Weiter ist da der alljährliche Kram- und Pflanzenmarkt. Kaum haben die Hähne des Dorfes ihre Hühner gezählt und zum ersten Mal gekräht, nähern sich aus der Morgendämmerung Helferinnen und Helfer des Bürgervereins. Wer diese gesunde Morgenluft mit ihren Nebelschwaden einmal erlebt hat, möchte sie nie mehr missen. Wenn einem dann noch die Möglichkeit gegeben wird, in Herrgottsfrühe Buden aufzubauen, Bänke und Tische zu schleppen, Pfosten einzurammen, elektrische Leitungen zu legen, Kuchen- und Kaffeestände vorzubereiten, belegte Brötchen zu schmieren, Getränkekisten zu schleppen - ja ich bitte Sie, wer möchte dann noch dieses Glück mit dem Rest der selig schlafenden Dorfbevölkerung tauschen. Die Steigerung des Wir-Gefühls erfährt der ehrenamtliche Helfer des Bürgervereins aber erst dann, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes „um die Wurst“ geht. Einmal stundenlang Bratwürste braten, sich die Beine in den Magen stehen bis man meint, um einige Zentimeter kürzer zu sein, ist ein erhabenes Gefühl. Ganz umsonst darf man diesen würzigen Duft mit nach Hause nehmen, ihn überall verteilen und sich darauf freuen, wenn der Partner vor dem Einschlafen säuselt: „Liebling, riechst du nun nach Curry oder Thüringer?“ Aber das ist noch längst nicht alles, was den Liebreiz des Vereins ausmacht, der sich um die sinnvolle Freizeitgestaltung seiner Mitglieder sorgt: Helfer mit ausgeprägten Sammelleidenschaften fühlen sich durch die jährliche Aktion „Sauberes Ammersbek“ angesprochen, wenn es gilt, den Unrat und den Müll aus der Natur zu entfernen. Es gibt nichts Schöneres für sie, als stundenlang, nur mit einem blauen Müllsack versorgt, durch Knicks und Gräben zu stolpern. Dabei ist der „Lehrpfad“ der herumliegenden Gegenstände, die von unseren lieben Mitmenschen nicht mehr benötigt werden, auch für jugendliche Sammler hoch interessant, denn es wird ihnen anhand der gesammelten Bierdosen, Flachmänner und Flaschen anschaulich gezeigt, welche Vielfalt an Alkohol das Leben für sie bereithält. Eine weitere sinnvolle Freizeitgestaltung hält der Verein für Helfer parat, die sich auf die Zubereitung von Teigwaren aller Art verstehen. Viele von ihnen verzichten schon seit vielen Jahren auf den Genuss ihres eigenen Gebäcks und spenden diese Nahrungsmittel selbstlos zum Gelingen der unterschiedlichsten Veranstaltungen des Vereins. Besonders die Tänzerinnen und Tänzer des monatlichen Tanzkreises zollen den gestifteten Backwaren des Bürgervereins immer wieder höchstes Lob. Mit einem Stück Kuchen zwischen den Zähnen tanzt es sich eben einfach besser. Sollte der eine oder andere Helfer seine freie Zeit lieber dem Autorennsport opfern, so kommt der Verein auch dieser Veranlagung mit seinem alljährlichen Seifenkistenrennen entgegen. Dieses Motodrom am Fuße des 68 Meter hohen Schübergs hält jedem Vergleich zum Nürburgring oder zu sonstigen Hochgeschwindigkeits-Rennstrecken stand. Jedes Jahr begeistert der verantwortliche Rennstallleiter mit seinen Helfern ein sachkundiges Publikum mit einem ausgeklügelten Streckenverlauf, der an Raffinesse nicht zu überbieten ist und an Mensch und Material höchste Anforderungen stellt. Fachkreise würdigen diese Veranstaltung schon seit langem als die Nachwuchsschmiede des deutschen Motorsports. Wer glaubt, hiermit hätten sich die ehrenamtlichen Tätigkeiten erschöpft, hat weit gefehlt. Der Ammersbeker Bürgerverein, jeder hat es längst erkannt, ist eine Bürgervertretung mit fundierten Zielen und hat natürlich auch eine Reiseabteilung. Sie organisiert zwar keine „Foto-Shootings“ mit Bantuhäuptlingen, hat aber stets ein feines Gespür für Reiseziele, nach denen die TUI oder NECKERMANN vergeblich gesucht haben. Auch die Fahrrad-Tagestouren werden von Spezialisten geplant, die zwar nicht den Wachtelkönig bieten, die jedoch an lauschigen Plätzchen halt machen, wo auch bei eher herbstlich gestimmten Teilnehmern noch einmal Frühlingsgefühle erwachen. Unter dem Motto: „Ist deine Freizeit auch noch so knapp - gebe sie gerne dem Bürgerverein ab“, geht es beim herbstlichen Skat- und Spieleabend für die Organisatoren weiter. Diese Veranstaltung ist besonders bei Helfern beliebt, die ihren Traumberuf des Möbelpackers aus welchen Gründen auch immer nicht verwirklichen konnten. Hier gibt ihnen der Verein die Gelegenheit, einen leeren Saal mit den Abmessungen von ca. 15 x 30 Metern in kürzester Zeit mit massiven Tischen nebst Stühlen zu versehen, um sie nach der Veranstaltung zu mitternächtlicher Stunde unter Singen fröhlicher Lieder wieder fortzuräumen. Man erzählt sich, dass Menschen mit Einschlafstörungen schon nach einmaligem Saaldienst beschwerdefreisind. Fasst man die Vielfalt der Betätigungsfelder zusammen, die der Bürgerverein seinen ehrenamtlichen Helfern anbietet, ihre Zeit mit Inhalt zu füllen, könnte ein Außenstehender vor Neid erblassen. Das muss jedoch nicht sein. Nehmen Sie sich ein Herz, liebe Leserinnen und liebe Leser, und bestehen Sie darauf, Ihre knapp bemessene freie Zeit genauso sinnvoll nutzen zu dürfen. Dieser Bürgerverein lässt niemanden im Stich.

Das macht mein Mann alles selber…

...ist bisweilen der stolze Ausruf von Frauen, besonders bei Kaffeekränzchen, wenn sie bekunden möchten, dass sie über einen besonders geschickten Mann im Hause verfügen. Schuld daran haben die Baumärkte, deren Werbung unseren Frauen tagtäglich einredet, für den Mann von heute sei es eine Kleinigkeit, Schränke, Bücherregale, Gartenhäuser, Küchenzeilen u. a. selber zusammenzubauen. Dabei ist es ja nichts Neues, wenn »Mann« etwas selber macht. Schon Schiller ließ Wilhelm Tell sagen: »Die Axt im Haus erspart den Zimmermann«, was ja bekanntlich so viel heißen soll, dass jemand, der im Umgang mit Handwerkzeug geschickt ist, für vieles nicht die Hilfe eines Fachmannes braucht. Alles schön und gut. Aber zu Wilhelm Tells Zeiten gab es auch noch keinen Ikea, Aldi oder Tchibo mit ihrem zerlegten Möbelsortiment für Heimwerker. Man stelle sich vor, die Frau von Wilhelm Tell (hieß sie Wilhelmine?) hätte ihren Mann gebeten, einen zerlegten Badezimmer-Spiegelschrank von Möbel Kraft zusammenzubauen, und das womöglich noch am Morgen, bevor er seinem Buben den Apfel vom akkurat gescheitelten Haupt schießen musste. Er hätte sich über die Fülle von Kleinteilen dermaßen aufgeregt, dass ihm ein zitterfreies Halten der Armbrust unmöglich gewesen wäre und der arme Junge somit todsicher nicht überlebt hätte. Die Axt von damals ist also der heutige Heimwerker, dem zunächst beim Auspacken seines zerlegten Badezimmer-Spiegelschrankes dutzende von verpackten Schrauben, Holzdübeln, Exzenter-Dübeln, Bodenträgern, Abdeckkappen, Winkelschraubendrehern, Griffen mit Griffschrauben entgegenfallen und der dabei, wie Wilhelm Tell, die absolute Ruhe bewahren muss. Die braucht er auch, denn lt. Montageanleitung beträgt die geschätzte Richtzeit 3 Stunden. Es wird empfohlen, diese Richtzeit der Frau des Hauses vor Beginn der Arbeiten mitzuteilen, um die unweigerliche Frage zu vermeiden, wann das Objekt denn nun endlich fertig sei. Dabei scheinen die beiliegenden Anleitungen heutzutage davon auszugehen, dass der Betroffene täglich wenigstens einen Spiegelschrank zusammensetzt. Sämtliche nummerierten Montageschritte sind nur mit Zeichnungen dargestellt. Kleinteile sind mit Buchstaben versehen, so dass Kenntnisse des Alphabets von Vorteil wären. Sprachkenntnisse dagegen sind nicht mehr erforderlich. Vermutlich ein Entgegenkommen des Herstellers für Heimwerker mit Migrationshintergrund. Mit Ausnahme einer kleinen Randbemerkung ganz zum Schluss der Anleitung: »Achtung! Bei fehlerhafter Montage können Schäden durch das Herabstürzen des Schrankes entstehen.« Na dann: Gute Nacht, Wilhelmine.

Der Mann am Herd

Der Vormarsch von Frauen in ehemalige berufliche Männerdomänen geht heutzutage unvermindert weiter. Das weibliche Geschlecht steht bei der Feuerwehr am C-Rohr, besteigt den Himalaja mit links, prügelt sich das Näschen krumm im Boxring und lotst die größten Pötte die Elbe rauf und runter. Außerdem verstehen Frauen von Jedem und Allem mehr als früher, als es bisweilen noch hieß: „Dazu kann ich nichts sagen, da müssen Sie meinen Mann fragen.“ So ein Satz ist in diesen Tagen so gut wie ausgestorben. Es gibt jedoch in jüngster Zeit ein Gebiet, auf dem Frauen zu schwächeln beginnen, und zwar im Bereich der Speisenzubereitung. Während in früheren Zeiten die Küche das alleinige Reich der Hausfrau war, sind Frauen der Neuzeit uns Männern zunehmend wohlgesonnen, wenn wir beweisen, dass wir die Speisen nicht nur verschlingen können, sondern uns auch auf deren Zubereitung verstehen. Wenn es uns dann noch gelingt, anstatt einer Verwüstung den Ort unseres Wirkens aufgeräumt und sauber zu hinterlassen, sind wir am Herd ein vollwertiger Ersatz. Nicht jeder Mann sieht hierin eine Chance, sich zu emanzipieren. Diejenigen aber, die diesen ihnen dargereichten Notnagel ergreifen, berichten übereinstimmend von allgemeiner Anerkennung und Steigerung des Selbstwertgefühls. Sie erlegen sozusagen zwei Fliegen mit e i n e m Kochlöffel. Da bekanntlich das gute Essen die Erotik des Alters verkörpert, sollten besonders Männer, die die 50 überschritten haben, das eigenverantwortliche Kochen am Herd in ihre Zukunftsplanung mit einbeziehen. Und wenn vorgenannte These stimmen sollte, würde der kochende Mann im Laufe seiner Jahre bis ins hohe Alter immer erotischer. Auf welchen Gebieten gibt es das schon? Auch sind etwaige Bedenken des möglichen Versagens völlig unbegründet. Wer nämlich lesen kann, der kann auch kochen. Überdies ist der Mann am Herd auch in gesellschaftlichen Kreisen ein zunehmend interessanter Gesprächspartner und stellt mit seinen Kenntnissen die üblichen Kernthemen auf Partys, wie Golf oder Fußball, weit in den Schatten. „Für meine Soßen verwende ich bisweilen auch Honig“, klingt doch weitaus weltoffener als die langweilige Erfolgsmeldung eines Golfers, ihm sei heute wieder ein „Birdy“ gelungen. Erfahrene Männer am Herd erlernen übrigens schon nach kurzer Zeit die Hausfrauenfachsprache, die, wenn wir sie denn beherrschen, die Verständigung mit Frauen allgemein verbessert. Wenn einem zum Beispiel der Begriff „Mehlschwitze“ geläufig ist und man zwischen einer Schöpfkelle und einer Soßenkelle zu unterscheiden weiß, ist man gewissermaßen schon auf dem besten Wege, ein „Don Juan“ mit Kochmütze zu werden. Also Männer - Schürze um und ran an den Speck. Guten Appetit!

Sparen - aber wie?

Muss man sich eigentlich Sorgen um den Zustand seiner grauen Zellen machen, wenn man die täglichen Nachrichten im Rundfunk oder Fernsehen inhaltlich nicht mehr versteht? Was ist z. B. mit der Botschaft gemeint, die Teuerungsrate im Monat Januar betrage 1,8 Prozent, obwohl einem die fast monatlichen Erhöhungen der Energiekosten für die morgendliche Scheibe Toast noch in den Knochen stecken oder die Benzinkosten des mit dem Auto besuchten Kaffeeklatsches der Frau Gemahlin um 30 Prozent gestiegen sind. 1,8 Prozent Teuerungsrate! Fehlt denen, die diesen Prozentsatz austüfteln, nicht doch die eine oder andere Tasse im Schrank? Angeblich nicht, wenn man sich damit abfindet, dass der normale Menschenverstand bei der Findung dieser besagten Teuerungsrate nichts zu suchen hat. Und diese Findung erfolgt im Statistischen Bundesamt, besetzt mit ausnahmslos brillanten Köpfen, die einen Warenkorb aller Verbrauchsgüter zusammenstellen, der außer Wurst und Käse auch noch Waschmaschinen, Videorecorder oder Faxgeräte enthält. Und siehe da - diese Güter sind seit geraumer Zeit tatsächlich billiger zu erwerben, ob man sie nun brauchen kann oder nicht. Da der deutsche Verbraucher sich dieser Logik des Staates nicht verschließen kann und er zu Revolutionen nicht taugt, bleibt ihm keine andere Wahl, als den Gürtel noch enger zu schnallen, selbst auf die Gefahr hin, keine Luft mehr zu bekommen. Also sparen - aber wie? Auf die Zeitung möchte man nicht verzichten. Die Tasse Kaffee macht den einen oder anderen morgens überhaupt erst erträglich. Das Glas Rotwein gehört zu den Grundnahrungsmitteln. Wo also soll man anfangen? Mir fällt nur eine wirklich praktikable Lösung ein, und die geht so: Ältere von uns erinnern sich vielleicht noch an eine Zeit, als man die körperliche Grundreinigung auf das Wochenende legte und das warme Wasser einer einzigen Badewanne gewöhnlich für die ganze Familie reichen musste. Wenn auch diese Maßnahme besonders jungen Familien in der heutigen Zeit nicht mehr zuzumuten ist, so wäre doch zumindest Rentnerehepaaren zu empfehlen, das gemeinsame Wannenbad wieder einzuführen. Bei einer Rentenerhöhung von mageren 0,54 Prozent ist es diesen bedauernswerten Menschen dringend anzuraten, den Sparvorschlag unmittelbar umzusetzen. Die strenge Befolgung der Maßnahme hätte nicht nur die Halbierung der Wannenwasserkosten zur Folge. Auch die soziale Komponente, wie das gemeinsame Gespräch und das gemeinsame Erlebnis, käme nicht zu kurz, denn sie wird an keinem Ort so intensiv erlebt wie bei einem gemeinsamen Wannenbad, bei dem man sich in Eintracht und Entspannung gegenübersitzt. Wenn man dann noch die Enkelkinder samt ihren Quietscheentchen mit in die Wanne holt (Loriot lässt grüßen), erhöht sich der Spareffekt noch einmal. Fast wäre mir das Wichtigste entfallen: Ein Wannenbad mit mehreren Personen hat einen äußerst geringen CO2-Ausstoß und trägt somit entscheidend zur Verbesserung unseres Klimas bei.

Endlich - "Pferdestall" kommt zu Stuhle

Das Dorfgemeinschaftshaus der Gemeinde Ammersbek war ja ursprünglich ein Pferdestall, weshalb der hiesige Volksmund diese Versammlungsstätte auch heute noch als "Pferdestall" bezeichnet. Die Umfunktionierung dieser ehemaligen Herberge für Kalt- und Warmblüter in ein Bürgerhaus brachte naturgemäß einige bauliche Veränderungen mit sich. Man hatte an alles gedacht. Tragende Säulen, eine Empore, Parkettfußböden, große Fenster für das Tageslicht einschließlich einer stattlichen Bühne mit automatischem Vorhang. Nichts erinnerte mehr an einen Pferdestall. Auch vom Geruch her war alles, was an Pferde erinnern könnte, wie fortgeblasen. Und dennoch waren sitzende Besucher von Veranstaltungen immer wieder an dieses edle Tier erinnert. Wieso das, fragt sich der Leser. Des Rätsels Lösung: das Saalgestühl. Selbst durchtrainierten Gesäßen war nach längstens einer halben Stunde des Sitzens zumute, als hätten sie einen ausgedehnten Geländeritt oder einen Parcours auf dem Pferderücken hinter sich. Auch die Nachrüstung von handgefertigten Sitzkissen aus hochwertigem Schaumstoff, die sich so mancher Besucher in 4-facher Ausfertigung unter seinen Allerwertesten legte, erzielte keine Linderung. Den vielen glänzenden Darbietungen, die in der Vergangenheit auf der Bühne vorgetragen wurden, war stets nach wenigen Augenblicken das gleiche Schicksal beschieden: das Publikum wurde unruhig und fing an, sich zu bewegen. Während die einen in sich zusammenrutschten, bemühten sich die anderen wieder um gerade Haltung. War dieses Ziel endlich erreicht, war der Nachbar bemüht, sein heruntergefallenes Sitzkissenarrangement zu ordnen. Auch war zu beobachten, dass so manch einer verstohlen auf seine Uhr blickte in sehnlicher Erwartung auf die Pause. Bei soviel Selbstbeschäftigung des Publikums mag es manchem Künstler schwer gefallen sein, nicht aus dem Konzept zu geraten. So konnte und durfte es nicht weitergehen. Es musste etwas geschehen. Und es ist etwas geschehen. Kennen Sie die umgangssprachliche Redewendung "zu Stuhle kommen", auch als "zu Potte kommen" bekannt? Es heißt nichts anderes als: "endlich mit etwas fertig werden". Und siehe da, man ist im wahrsten Sinne dieser Redewendung "zu Stuhle gekommen", zu Stühlen sogar. Den Initiatoren und Spendern im Namen der Kultur überschwänglichsten Dank. Was muss das für ein Gefühl sein, sich konzentriert über Stunden allein der Kunst hingeben zu können, seine Sinne allein der Handlung und dem Wort zu widmen, ohne ständig an seine Bandscheibe im Besonderen und an unterwärts im Allgemeinen denken zu müssen. Freuen wir uns auf herrliche Zeiten.

Fussballweltmeisterschaft 2006 – haben Sie an alles gedacht?

In seinem Bestreben, den Bürger bei schwierigen Fragen, die das persönliche Gemeinwohl betreffen, zu unterstützen und zu beraten, fühlt sich der Ammersbeker Bürgerverein aufgerufen, alle Fussballinteressierten unserer Gemeinde bei der Organisation im häuslichen Bereich während der Fussballweltmeisterschaft zu begleiten. Zwar ist das Ereignis des Jahres bereits in vollem Gange. Dennoch erlauben wir uns, eine Liste mit den wichtigsten Ratschlägen nachzureichen, die dabei behilflich sein kann, einen reibungslosen und harmonischen Ablauf für alle Familienmitglieder zu gewährleisten. Wir empfehlen daher eindringlich, folgende 7 organisatorischen Notwendigkeiten zu beachten:

1. Sollte Ihr Fernseher nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen, ist die Bereitstellung eines Ersatzgerätes dringend anzuraten.
2. Da nicht auszuschliessen ist, dass sich das eine oder andere Familienmitglied aus unerfindlichen Gründen eine andere Fernsehunterhaltung als gerade Fussball wünscht, wäre die Aufstellung eines weiteren Gerätes möglichst weit vom eigenen Standort erforderlich.
3. Überprüfen Sie Ihren Terminkalender auf eventuelle Besuche nicht erwünschter Personen. Wenn auch fast ausgestorben, so soll es doch immer noch Menschen geben, denen Fussball wenig bis gar nichts bedeutet.
4. Denken Sie darüber nach, wie eine lückenlose Selbstversorgung mit Getränken gewährleistet werden kann, ohne den Fernsehsessel verlassen zu müssen und ohne die Hilfe der Familienmitglieder zu beanspruchen. Wir empfehlen die Installation einer 50-Liter-Bierzapfanlage in Reichweite.
5. Ähnlich verhält es sich mit der Bevorratung von Nahrungsmitteln. Die Hausfrau um Darreichung von Schnittchen in den Halbzeitpausen zu bitten, wäre zwar eine wünschenswerte Variante, könnte jedoch in vielen Fällen die häusliche Stimmung trüben. Wir raten zu Nato-Keksen mit 12monatigem Verfalldatum oder zu „eingetupperten“ Schmalzstullen. Zu Spielen der italienischen Nationalmannschaft empfehlen wir die Dienste von Pizza-Lieferanten, die Sie frei Haus mit Pizza „Fankurve“, Pizza „Traumfinale“ oder einem „World-Cup-Salat“ beliefern.
6. Haben Sie auch daran gedacht, zum jeweiligen Spiel das passende Trikot derjenigen Nationalmannschaft überzustreifen, die Sie favorisieren? Nur durch diese textile Bekundung lassen Sie auch nach außen erkennen, für wen Ihr Fussballherz gerade schlägt. Zu Spielen der deutschen Nationalmannschaft empfehlen wir unseren weiblichen Zuschauern eine kleidsame Perücke in Schwarz-Rot- Gold, die momentan im Handel zu € 7,95 erstanden werden kann.
7. Bevorraten Sie ausreichend Medikamente zur Beruhigung, sollten Ihnen die Entscheidungen der Schiedsrichter nicht zusagen oder die Ballkünste des einen oder anderen Spielers nicht Ihren Erwartungen entsprechen. Baldriantropfen allein genügen unseres Erachtens kaum. Wir raten zu leichten Psychopharmaka. Fragen Sie jedoch vorher Ihren Arzt oder Apotheker.

Was hast Du gesagt?

Kennen Sie die Geschichte aus „Klein Erna“, in der Frau Puvogel mit ihrem hölzernen Hörrohr in der Kirche sitzt und sich der um Ruhe und Ordnung besorgte Kirchendiener bei Beginn der Predigt von hinten an sie heranschleicht und ihr zuzischelt: „beste Frau, e i n Tut mit dem Ding, und Sie sind draußen“. Nun kann man zwar in heutiger Zeit das Hörrohr von damals gegen einen Minisender hinter dem Ohr ersetzen, jedoch nicht jeder, der das Gras in früheren Zeiten wachsen hörte, verfügt über ein derartiges Ersatzteil. Außerdem versteht man ja nur deshalb nicht alles, weil das Radio zu laut ist, draußen gerade ein Lkw vorbei fährt oder das Gesagte mit vollem Mund gesprochen wird. Diese Ausreden des Betroffenen können sich über einige Jahre hinziehen, ohne daß die Beschaffung einer Hörhilfe erforderlich wäre. Eine einigermaßen tolerante Familie kann mit diesem Zustand leben, zumal sich bei der alltäglichen Standardfrage „Was hast Du gesagt“ durchaus auch belebende Momente ergeben, die zur Belustigung innerhalb der häuslichen Gemeinschaft beitragen. Besonders reizvoll ist der Zustand, wenn sowohl „Er“ als auch „Sie“ dieser geringen Hörschwäche erlegen sind, was mit nachfolgenden Beispielen belegt werden kann: Wenn „Sie“ morgens beim Erwachen gähnt: „Eigentlich bin ich noch gar nicht wach“ und „Er“ versteht: „Wer war eigentlich heute Nacht auf unserem Dach“, so kann man davon ausgehen, daß der Tag für beide fröhlich beginnt. Diese Stimmung kann sich fortsetzen, wenn „Er“ sich im Keller wiederfindet, weil verstanden wurde: „Hole mir die Matratze aus dem Keller“, obwohl gesagt wurde: „Unsere Katze futtert immer schneller“. Auch wäre denkbar, daß „Er“ an „Sie“ die Bitte richtet, die leere Tomatendose nicht fortzuwerfen, denn die sei für die Pinsel in seiner Werkstatt und „Sie“ mit der Frage antwortet: „Seit wann bist du in der Gewerkschaft?“ Sollte sich allerdings einmal bei einer Autofahrt die Situation ergeben, bei der „Sie“ an einer Kreuzung die Warnung ausspricht: „Die Ampel ist rot“ und „Er“ mit der Frage antwortet: „Wer ist tot“, so wäre sicherlich zu empfehlen, den Beistand eines Ohrenarztes einzuholen. Ansonsten ist der erheiternden Komik wegen von der Anschaffung jeglicher Hörstützen abzuraten.